Ein holpriger Start...

Kapitel 1 -Findelkind-

Wir schreiben den 16.11.2014 ca. 16:15...
Es ist Dunkel, eiskalt und totenstille, abgesehen von meinem Zähneklappern und meinem vor
Hunger knurrenden schmerzenden Magen is weit und breit nix zu hören.
Plötzlich merke ich wie die Kiste in der ich sitze sich bewegt..ich zwänge mich in die hinterste
Ecke, dann ein kleiner Lichtstrahl und irgendwas berührt mich...es fühlt sich warm an und voller
Liebe, ich drück mich fest dran an das wärmende weiche Etwas...ich kenne das, die Form kommt
mir bekannt vor, doch war sie bisher kalt und tat mir immer weh, eine Menschenhand.. plötzlich is
noch eine Hand auf meinem Kopf und streichelt mich, ich fang an zu weinen, was is das....?!
Plötzlich is der Boden unter meinen Füßen weg, ich werde hoch gehoben und in eine wohlig warme
Jacke gewickelt, tut das gut...ich werde ganz müde doch der Mensch möchte das nicht, er streichelt
mich immerzu und läuft ganz schnell....dann auf einmal wird es wieder kalt und auf einmal ganz
nass...und wieder warm, ohh eine herrlich warme Dusche, das gefällt mir, ich werde mit irgendwas
eingerieben, das stinkt ganz fürchterlich aber das is mir egal ich trinke jetzt erstmal ich hab so einen
Durst....dann is das Wasser wieder weg, als ich die letzten Tropfen weggeschleckt hab werd ich
wieder hochgehoben, trocken gerieben und mit etwas ganz warmen angepustet, das gefällt mir!
Nun hört es wieder auf, plötzlich fühl ich mich wieder schrecklich allein, also weine ich
wieder..direkt kommt die warme Hand wieder mitsamt einem herrlichen Geruch der mir in die Nase
steigt, oohhhh Lecker endlich Fresschen, ich stürze mich drauf und schwups is es weg, gibt es noch
mehr?
Irgendwie scheint der Mensch mich nicht zu verstehen...nun nimmt sie mich wieder hoch und legt
mich auf etwas weiches; ganz kuschlig, so hier bleib ich, darf ich nun schlafen, ich bin sooooooo
müde!!

Kapitel 2

-Der Morgen danach-

Dunkelheit...ich mag noch nicht aufstehen, ich hatte so einen schönen Traum..da war ein Mensch, ein Mensch der mir zu fressen gab, zu Trinken gab er mir auch und gekuschelt hat er mit mir, mein Herz mit wohliger Wärme und Liebe hat er gefüllt. Ich fühlte mich geborgen und einfach pudelwohl...nein ich darf jetzt nicht schon wieder anfangen zu weinen, wer weiß was dann passiert, ich....huch was war denn das...irgendwas is da, es fässt mich an und drückt mich an sich, wie was jetzt...es war also doch kein Traum...ooohhh komm her du Mensch, ich hab dich ieb ich möchte mit dir spielen und dich ganz doll lieb haben, für immer <3

Ich liege da, den Kopf voller Gedanken, was mache ich nun mit dem kleinen Kerlchen, ich kann ihn doch nicht einfach so ins Tierheim bringen, er ist so klein, so hilfslos, so bedürftg...kein Auge die Nacht habe ich zugetan,die ganze Zeit meinen Blick auf dem kleinen Wollknäuel, das da eingekugelt liegt und selig schläft, doch hoffentlich kein Schlaf in die Unendlichkeit....??

Irgendwann besiegt mich die Müdigkeit und meine Augen fallen zu doch plötzlich werde ich von einer kalten Hundeschnauze, einer weichen Zunge, ein paar unsanften Zähnen und einer morgenmuffeligen Eywa geweckt. Nun bin ich wieder hellwach, er hat die Nacht überstanden, es besteht also Hoffnung, Hoffnung, dass es doch nicht zu spät war für den Kleinen. Ich nehm ihn in meinen Arm und drück ihn vorsichtig an mich, er ist so knochig dass ich angst hab ihn zu zerbrechen. Ich schau auf die Uhr. Oohh neinn, schon wieder aufstehen, die Arbeit ruft. Was mach ich denn jetzt mit dem Kleinen? ich kann ihn doch nicht mitnehmen, es ist viel zu laut dort für ihn...hmm erstmal tagfertig machen, mir fällt schon was ein.
"Also hop Eywa hör auf zu zicken und sei lieb, der kleine tut dir nix" versuch ich meine kleine Hündin zu motivieren. Sie ist so typisch Ladylike, ein Jackrussel mit dem Plumpkörper eines Welsh-Corgis. Keine Ahnung warum jemand auf die Idee kommt einen Terrier mit einem Hütehund zu kreutzen, ein absoluter Alptraum aber eigendlich ist sie ja ganz lieb. Braucht Morgens nur erstmal ein paar Minuten um wach zu werden, dann gehts langsam
Eywa mustert die kleine weisse Fluffelwolke mit kritischen Blick "Der bleibt doch wohl hoffentlich nicht" will ihr Blick mir sagen.

Nachdem ich mich endlich in meine Arbeitsklamotten gezwängt und meine wilde Mähne vergebens versucht hab zu zähmen geht´s nun auf nach draussen mit Eywa und dem kleinen Fluffelwölckchen. Leider klappt es nicht so ganz wie geplant. Eywa macht ihre Morgentoilette wie gewohnt und hebt ein paar mal öfter als nötig ihr Bein um auf den letzten Winkel des rect großen Hofes zu makieren. Die kleine Fluffelwolke steht orientierungslos da und fängt an irrlos herum zu laufen. Schnell fang ich ihn ab, so wird das nix. Wir gehen wieder hoch in unsere Wohnund. Die kleine Fluffelwolke natürlich königlich auf meinem Arm tragend. Ich setz ihn ab, er rennt zielstrebig ins Wohnzimmer hinter mein Bett und löst sich....na toll, das hat mir jetzt noch gefehlt. Na egal, hauptsache er hat erstmal gemacht.

So, was mach ich jetzt mit dir kleine Fluffelwolke während ich arbeiten bin, ist ja nur kurz. Ich entscheide mich ihn ins Badezimmer zu tun, mitsamt Körbchen und Spielzeug zur Beschäftigung. Dort kann er mir am wenigsten anstellen, so dachte ich...

Nun muss ich mich aber ranhalten um noch pünktlich auf die Arbeit zu kommen, gottseidank sind die dort sehr nett und nehmen mir ein paar Minuten Verspätung nicht übel. Die ganze Zeit muss ich an die kleine Fluffelwolke denken, hoffentlich passiert nix. So schnell wie heut früh war ich wohl noch nie mit meiner Arbeit fertig. Von 6:00 bis 8:00 Uhr geht meine erste Schicht. Kurz nach 7:30 bin ich bereits wieder aufm Heimweg, wie wirds dem kleinen Fluffelwölckchen nur gehen? Da ich um 10:00 Uhr schon meine nächste Schicht habe hab ich mir überlegt ihn dahin mitzunehmen und ihn anschließend zum Tierarzt zu bringen, dann muss ich nicht hin und her fahren, der Tierarzt ist nur ein paar Straßen weiter von meinem nächsten Arbeitsort.

Noch nicht ganz Zuhause da höre ich ihn schon. Ein herzzerreissendes Geheule durchdringt die morgendliche Stille. Owe, das gibt bestimmt Ärger mit den Nachbarn, hoffentlich hat er nicht durchgeheult die ganze Zeit. Etwas unsanft hüpfe ich von meinem Drahtesel, kram den Schlüssel raus und rase in meine Wohnung. Als ich ins Bad trete trifft mich fast der Schlag...ein beissender Gestank, der ganze Boden und Wände voll mit Kot und Urin, Die Klopapierrolle im ganzen Raum verteilt, Der Mülleimer gelehrt, den Inhalt zerpflückt und die Klobürste hat deutliche Beisspuren. Inmitten liegt der kleine Mann in seinem Körbchen um schaut als wäre er grad wach geworden. Ich weiß nicht ob ich lachen oder weinen soll. Als erstes muss jetzt erstmal der kleine Mann gewaschen werden, er ist nicht mehr weiß sondern gelblich braun, so kann ich ihn nicht lassen. Gesagt, getan, noch fix das Bad grundreinigen bevor ich wieder los muss, ade mein Frühstück, heute wohl nicht...

Nach einer Stunde ist mein Badezimmer wieder sauber, ebenso der kleine Mann, der nun wieder wie eine Fluffelwolke aussieht. "So mein kleiner Freund, jetzt bleibst du erstmal bei mir" sag ich zu ihm. Zusammen gehen wir nun runter über den Hof in meine Garage. Dort liegt noch ein Geschirr von der Eywa, das wird dem Kleinen bestimmt passen. Ab in den Fahrradanhänger gesetzt, Geschirr um, angeschnallt und los geht die Fahrt. Erstaunlich ruhig lässt er es über sich ergehen. Na der ist bestimmt ziemlich erledigt jetzt. Auf der Arbeit angekommen begrüßt mich meine Kollegin mit fragendem Blick. "Wen hast du denn dabei?" "Den hat die Eywa gestern Abend beim Gassi im Wald entdeckt. Er saß in einer Kiste in einem erbärmlichen Zustand. ich habe ihn mitgenommen weil ich gleich mit ihm zum Terarzt gehen möchte, ist das ok?" frage ich meine Kollegin. "Na klar" sagt sie, "der ist ja so süß!"

Die kommenden 1,5 Stunden vergehen wie im Flug. Die kleine Fluffelwolke schläft friedlich im Fahrradanhänger. Schließlich zieh ich mit ihm los zum Tierarzt "Viel Glück" wünscht meine Kollegin uns noch, wofür ich mich bei ihr bedanke und ihr verspreche mich bei ihr zu melden, denn sie möchte gerne wissen wie es mit dem kleinen Mann weiter geht.
Da der Weg zum Tierarzt nicht weit ist beschließe ich den kleinen Mann an der Leine laufen zu lassen, vielleicht klappt es diesmal mit dem Lösen hier draussen. Kaum ist er angeleint bockt er. Scheinbar will er nicht laufen? Stur wie ich bin lass ich die Leine auf Spannung. Langsam kommt er dann, etwas zögerlich, doch mit jedem Schritt etwas mutiger. Als wir an der Straße angekommen sind nehm ich ihn kurz und plötzlich fängt er an wie verrückt den nassen Aspalt abzulecken. So ein Mist, der arme Kerl hat wohl immer noch großen Durst und ich hab vergessen Wasser mitzunehmen. Na, beim Tierarzt gibt es bestimmt was denk ich mir. "Komm Kleiner, ist nicht mehr weit" versuche ich ihn zu ermuntern. An der Praxis angekommen werden fix meine Daten aufgenommen und ich werde mit dem kleinen Mann ins Wartezimmer verwiesen, welches abgesehen von einem mit grünem Wasser gefülltem Aquarium und den standard gemäßen Sitzplätzen leer war. An den Wänden hingen ein paar Poster mit Tierbildern. Im Großen und Ganzen machte mir dieses Wartezimmer und auch den Teil der Praxis den ich bereits gesehen hatte keinen guten Eindruck. Hoffentlich geht das gut denk ich mir im Stillen, den kleinen Mann auf meinem Schoß liegend. Ich streiche ihm sanft über sein weiches Fell während er schon wieder eingeschlafen ist. Was wird der Terarzt nur sagen und wie geht es jetzt weiter??

© Lisa Haller

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