Ein Leben ohne Adonis....seit dem Tage an dem ich meinen Seelenhund fand war dies ein Gedanke den ich immer verdrängt habe, den ich nie denken wollte. Nicht als ich ihn fand und unsere einzigartige Verbindung entstand, nicht als er den Unfall hatte wo er sein Bein verlor, nicht wo er so schwer Depressiv wurde das ich nicht mehr an ihn heran kam, nicht als der erste epileptische Anfall kam, ja nicht einmal obwohl ich wusste das er Gendefekte im Gehirn hat.
Das alles hat mich schneller eingeholt, als ich immer gehofft habe. Doch wann ist schon der perfekte Zeitpunkt sein Leben auf Erden zu beenden??
Eigendlich nie. Es ist immer zu kurz, es ist immer unvorhergesehen, es ist immer grausam für diejenigen, die zurück bleiben.
Das der Tod zum Leben dazu gehört lernte ich schon früh. Als ich 11 Jahre alt war verlor ich völlig unerwartet und von heute auf morgen meine beste Freundin. Ich hatte keinen Beistand aus meiner Familie aber ich hatte eine großartige Lehrerin, die uns damals Zeit gab um zu trauern und was das wichtigste war, sie gab uns Zeit Abschied zu nehmen. Damals konnte ich es nicht verstehen dass ein Leben welches gerade erst begonnen hatte schon wieder aufhörte, doch es hat unsere Klicke eng zusammen gebracht und bis heute, nun 18 Jahre später lebt meine beste Freundin noch immer in unser aller Herzen fort.
Als Adonis starb fühlte ich mich hilflos wie noch nie, es riss mir den Boden unter den Füßen weg. Adonis war wie Vater und Mutter für mich, er hat mir Dinge fürs Leben gelehrt, die kein Mensch mich gelehrt hat. Nicht nur zu lieben und das Leben zu nehmen wie es ist, sondern auch gütig zu sein, mir mein Leben nach meinen Vorstellungen zu gestalten, nicht nach Vorstellungen Anderer und jeden Augenblick zu genießen, denn jeder Tag ist ein Geschenkt. Jeder Tag offenbart uns neues. Jeden Tag können wir erneut über uns hinaus wachsen, neue Dinge erleben, Fehler wieder gut machen.

Ich habe 4 Monate versucht ohne meinen Seelenhund zurecht zu kommen, doch mit jedem Tag wurde es schwerer, ich weinte viel, verlor mich selbst im Nirgendwo. Bis mein Freund mir meinen Herzenswunsch erfüllte einem neuen Doppelmerle ein Zuhause zu geben.
Es ging dann schneller als gedacht und im Oktober zog Bilbo ein. 6 Monate alt, taub, halb blind und im Geäck eine Lebensgeschichte die fast schon länger war wie die meine. Aber es war mir egal...ich wollte diesen kleinen Knaben mit all seinen Problemen, seiner Unperfektheit, denn genauso würden wir perfekt zusammen passen.
Bilbo zog ein und es fühlte sich an als würde mein Herz sich wieder mit der alten Wärme füllen, die einst Adonis in mein Herz gebracht hat. Es war seit seinem Tod sehr kalt, frostig und leer darin geworden...
Die nächsten Wochen lebte ich wie in einem Traum. Dass Bilbo nicht Adonis ist, war mir zu jeder Zeit bewusst, dennoch beschlich mich immer wieder das Gefühl, dass ein Teil von Adonis Seele in Bilbo gewandert ist.
Allein die Tatsache, dass Bilbo mich vom ersten Moment an als sein ein und alles ernannt hat zeigt mir, dass zwischen uns ein ebenso starkes Band besteht wie bei Adonis.
Dieses Glück, dieses Geschenk in Worte zu fassen ist mir schier unmöglich. Ich kann es fühlen, fühlen wie seit Bilbo in mein Leben getreten ist mein Herz wieder weich und warm geworden ist. Das ichneuen Lebensmut gefasst habe.
Warum all das so plötzlich geschah, darauf bekam ich die Antwort etwa 2 Monate nach Bilbos Einzug. Mein Vater, zu dem ich nie eine gute Beziehung hatte starb an Knochenkrebs. Zwar war seine Diagnose bekannt, auch hatte er eine Chemo hinter sich, dennoch kam sein Tod sehr unerwartet. Das Wissen sich nie ausgesprochen zu haben, nie das Warum erfahren zu haben wieso er als Vater so grausam war werde ich nie erfahren und die Frage lässt mich seither auch nicht mehr los.
Nur 1 Monat später starb auch noch plötzlich meine geliebte Oma, der einzige Mensch aus meiner Familie, der immer für mich da war, der so wie ich ausgerenz und verachtet wurde weil man eben anders war. Diesen Verlust verkrafte ich nur sehr schwer.
Dank Bilbo und Dank meines Freundes fühle ich mich nicht ganz verloren, dank ihnen habe ich meinen Lebensweg nicht verlassen.
Als Adonis starb, dachte ich es sei an der Zeit allein klar zu kommen, wie sehr ich mich getäuscht habe wurde mir erst klar, als Adonis mir Bilbo schickte und der Tod erneut in mein Leben trat.
Gewiss, der Tod gehört zum Leben dazu, doch das Verständnis dafür aufzubringen, dass es gut so ist, das ist verdammt schwer. Adonis hat tiefe Spuren hinterlassen. Nicht nur in meinem Herzen sondern auch in unzähligen Herzen da Draussen. Sein Schicksal hat viele bewegt. Adonis ist ein Fachbeispiel dafür, warum es keine Doppelmerle Verpaarungen geben sollte, warum es verboten ist 2 Merle zu verpaaren. Sein Leben war geprägt von Schmerz, Leid und völliger Abhängigkeit. Gerade mal 3,5 Jahre durfe Adonis alt werden.
So lebensfroh wie er oft war, dies konnte er wohl nur sein, weil es auch eine dunkle Schattenseite seines Daseins gab.
Bestimmt fühlte er sich nicht selten von mir unverstanden und allein gelassen. Im Nachinein kann ich sagen, dass Adonis von seinem Denken und Fühlen weit näher an dem uns Menschen dran war als ein "gewöhnlicher" Hund.
Adonis konnte man nicht vermenschlichen, er war sehr wie ein Mensch. Klar, er konnte nicht reden, aber seine Emotionen, sein Handeln, seine Art gleichte mehr einem Menschen als den manch echten Menschen. Ein bester Freund, im wahrsten Sinne des Wortes, seine Treue hält über den Tod hinaus an und ich danke dem Herrn täglich auf´s neue für dieses Geschenk.
Ich habe eine wunderschöne Kette von Adonis Paten geschenkt bekommen, sie enthält Haare von Adonis. Ich trage die Kette jeden Tag, so ist Adonis immer bei mir, bei und in meinem Herzen!
Adonis war das erste Wesen in meinem Leben, welches mich zutiefst berührt hat und der in der Lage war mich von meiner Vergangenheit loszulösen, mich auf das Hier und Jetzt, auf das Heut und nicht Gestern zu konzentrieren. Einen besseren Lehrer konnte ich nicht finden und er lebt fortan weiter in Bilbo, auf eine andere Art und Weise, er wird mich niemals mehr verlassen!

© Lisa Haller